T E X T L I S A M E L C H I O R B I L D D A N I E L K O K E mitbekommen, Dinge regeln und koordinieren – das kann ich einfach besser, als in der Planung eher theo- retisch alles zu durchdenken, aber nicht richtig in der Umsetzung dabei sein zu können. Und die Entscheidung war goldrichtig: Der Job ist meine absolute Erfül- lung. Ich denke sehr technisch und will Vorgänge und Strukturen, das große Ganze verstehen. Dieses analytische und rationale Denken hilft mir natürlich. Und deshalb möchte ich auch gern in der Bauleitung bleiben. Natürlich ist es stressig und wir haben viel zu tun – aber den Stress kann ich gut wegstecken, solange mir der Job so viel Spaß macht.“ der GEBAG, in der Instandhaltung sind wir aktuell nur zu zweit. Natürlich würde ich mir wünschen, dass sich das in Zukunft ändert – ein bisschen mehr Frauen- power kann schließlich niemals schaden!“ Mit gerade einmal 25 Jahren ist die gebürtige Duis- burgerin, die in Huckingen wohnt, schon ganz schön lange im Geschäft: „Seit fünf Jahren bin ich in der Bau- leitung tätig“, erklärt Viktoria Ohletz. „Ich habe eine Ausbildung zur Bauzeichnerin absolviert und habe direkt nach dem Ende der Ausbildung die Techniker-Weiter- bildung in Teilzeit angeschlossen. Ich hatte das Glück, dass ich schon während der Weiterbildung in der Bau- leitung arbeiten konnte. Und so kommt man dann ganz schnell auf fünf Jahre Berufserfahrung – selbst wenn man ‚erst’ 25 ist.“ BAU D U R C H S E T Z U N G S V E R M Ö G E N I S T G E F R A G T Dabei musste sich Viktoria Ohletz insbe- sondere am Anfang ihrer Bauleiterinnen- Karriere so manches Mal behaupten: „Gerade als junge Frau ist es nicht immer einfach auf der Baustelle, da wird man schnell belächelt und nicht immer ernst genommen. Eine Frau, die als Auftraggeberin auftritt und das Sagen hat? Das zu akzeptieren, fällt nicht allen immer leicht. Aber wenn die Kollegen dann merken: ‚Mensch, die Frau hat ja was auf dem Kasten und weiß, wovon sie spricht‘, legen sich die anfänglichen Vorurteile schnell. Und dann läuft alles reibungslos. Und das Überraschungsmoment ist auf meiner Seite – das kann auch manchmal ganz vor- teilhaft sein“, erzählt die 25-jährige Duisburgerin mit einem Lächeln. Selbst wenn sie als Frau auf den Baustellen manch- mal eine Einzelkämpferin ist, ihre Berufswahl hat Viktoria Ohletz noch keine Sekunde bereut: „Zuerst hatte ich überlegt, nach der Ausbildung noch Architektur zu studieren und dann in die Planung zu gehen, um mich kreativ auszutoben – aber ich habe dann während meiner Ausbildung schnell gemerkt, dass die Bau- leitung mir viel mehr liegt: Auf der Baustelle sein, alles 5 „LEIDER SIND FRAUEN IN DER BAULEITUNG, FRAUEN IN VERANTWORTUNGS- VOLLER POSITION AUF DEM IMMER NOCH EINE Und bei der GEBAG macht Viktoria der Job richtig Spaß: Im Mai 2020 hat sie im Team der Instandhaltung angefangen und sich vom ersten Tag an wohlgefühlt. „Ich bearbeite Modernisierungsprojekte, die im gesam- ten südlichen Stadtgebiet ab der Stadtmitte liegen. Dadurch arbeite ich mit vielen Kolleginnen und Kol- legen zusammen – und das Team- work liegt mir, das genieße ich sehr. Jeder hat ein offenes Ohr, Lob und auch Kritik kann man bedenkenlos loswerden, das ist nicht selbstver- ständlich. Ich fühle mich einfach wohl hier; ich habe das Gefühl, dass ich bei der GEBAG ‚alt werden‘ könnte. Das ist doch klasse, oder?“ ICH WÜNSCHE RARITÄT. MIR, DASS SICH DAS IN ZUKUNFT ÄNDERT – EIN BISSCHEN MEHR FRAUEN- POWER KANN SCHLIESS- LICH NIEMALS SCHADEN! “ A D R E N A L I N A L S A U S G L E I C H Aber: Trotz allem Wohlbefinden im Job, die Work- Life-Balance ist wichtig. Ihren Ausgleich vom manch- mal stressigen Job-Alltag findet Viktoria Ohletz unter anderem in einem ziemlich rasanten Hobby: „Den richtigen Adrenalinschub hole ich mir in meiner Freizeit beim Motorradfahren. Das ist mir in die Wiege gelegt worden, mein Vater ist auch leidenschaftlicher Motorradfahrer. Ich bin viele Jahre eher mitgefahren, bis ich irgendwann selbst ans Steuer wollte. So wie im Job eben auch: Ich möchte selbst anpacken und nicht nur dabeisitzen“, lacht die Bauleiterin. Eine Kollegin, die ganz genau weiß, was sie will!