Am 20. November 2020 tagte die Jury, um über den Siegerentwurf für die Neuplanung des Theisen-Geländes in Hochfeld abzustimmen. Die Sitzung erfolgte natürlich unter Beachtung aller aktuell geltenden Sicherheits- und Hygieneauflagen in Zeiten der Corona-Pandemie. Zum Sieger kürte die Jury den Entwurf des Teams Schönborn Schmitz Architekten aus Berlin mit Querfeldeins Landschaft, Dresden.
„In dem Areal steckt großes Entwicklungspotential und das Projekt steht stellvertretend für die nachhaltige Stadtentwicklung in Duisburg. Durch die Neugestaltung wird ein modernes citynahes Lebens- und Wohnumfeld geschaffen werden, das Hochfeld als Stadtteil weiter aufwertet“, sagt Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg.
Der Siegerentwurf
Die Jury zu ihrer Entscheidung: „Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare Ausformulierung von Blockstrukturen aus. Diese Strukturen gliedern sich in die umliegende Bebauungsstruktur sehr gut ein. (…) Die denkmalgeschützten Hallen im Herzen des Quartiers werden von einem städtebaulichen Hochpunkt ergänzt. Der sehr gute neue Stadtraum mit einem zentralen, öffentlichen Platz zwischen Direktorenvilla, bestehender Hallenstruktur und neuer Blockrandbebauung überzeugt. (…) Der Platz bietet eine gute Aufenthaltsqualität und lädt ins Quartier ein. (…) Alles in allem berücksichtigt der Entwurf sehr gut öffentliche und private Nutzungsstrukturen. Die Sprache der Architektur ist an die Backsteinarchitektur der Hallen angelegt und verbindet alt und neu miteinander.“
Die GEBAG und die Stadt Duisburg hatten im Sommer des Jahres zu dem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb in zwei Bearbeitungsphasen insgesamt elf Teams von Architekturbüros und Landschaftsplanern eingeladen. Inhalt der Auslobung war die Neuplanung des insgesamt rund drei Hektar großen Areals mit ca. 200 Wohnungen, hierbei sollte eine Mischung aus überwiegend öffentlich-geförderten, aber auch freifinanzierten Einheiten vorgesehen werden. Auch eine sechsgruppige Kindertagesstätte sowie eine mögliche Erweiterung des Geländes der Grundschule Friedenstraße sollten in der Planung berücksichtigt werden. Eine besondere Herausforderung stellten die denkmalgeschützten Hallensegmente auf dem Gelände dar, welche vollumfänglich erhalten bleiben sollen.
„Mit der Entwicklung des Theisen-Geländes möchte die GEBAG auch einen Beitrag zur positiven und zukunftsgerichteten Entwicklung Hochfelds leisten. Wir wollen hier ein attraktives Quartier entwickeln, in dem hochwertiges und dennoch bezahlbares Wohnen angeboten werden kann. Ich bin froh, dass wir mit dem Siegerentwurf der Büros Schönborn Schmitz Architekten aus Berlin mit Querfeldeins Landschaft, Dresden, nun den ersten Meilenstein erreicht haben“, so GEBAG-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer.
Die Jury begründet ihre Entscheidung: "Der Entwurf zeichnet sich durch ein klares städtebauliches Konzept aus und gliedert das Areal durch eine logische Anordnung von öffentlichen Freiflächen. Zudem gibt es eine gute Zonierung zwischen den öffentlichen Gebäuden im Westen mit Schule, Alter Feuerwache und Kindergarten sowie dem östlichen gelegenen Teil der Wohnbebauung.
Überraschend wohltuend ist der Zugang vom Musfeldplatz mit Blick auf die „Theisen-Areal“-Wand der 50er Jahre, durch die die Wandlung des Gebietes von Schlachthof zum Kabelwerk erkennbar bleibt. Die alten denkmalgeschützten Hallen dahinter werden Mittelpunkt des Quartiers. (...) Architektonisch zeichnet sich der Bebauungsvorschlag durch signifikante und städtebaulich gut gesetzte Hochpunkte aus, die zu einer weiteren Differenzierung führen, durch ihre teilweise angebotene Dachform in Anlehnung an die Denkmalhallen aber auch kritisch gesehen werden."
Die Jury: "Der Entwurf betont eine klare West-Ost Differenzierung. m Westen die freigestellte solitäre KiTa, Alte Feuerwache und Schule mit den zugeordneten, großzügigen Freiflächen. Im Osten ein kompakter Städtebau. Dieser ist in unterschiedliche Strukturen und Typologien differenziert. (...) Die funktionalen Zuordnungen sind klar und nachvollziehbar. (...) Die Mischung der verschiedenen Bautypologien überzeugt insgesamt nicht, sondern schafft eher Unruhe statt Attraktivität."
Die Begründung der Jury: "Ausgehend von den denkmalgeschützten Gebäuden des ehemaligen Schlachthofes schafft das Konzept ein System aus den Bestand sinnfällig ergänzenden Baukörpern und großzügigen öffentlichen Freiräumen, die das Quartier gut mit dem Stadtteil vernetzen.
An gut aus dem Bestand entwickelten Fluchten orientierte Solitär- und Blockstrukturen schaffen vielfältige Wohn- und Nutzungsangebote. (...) Das mittige „Forum“ rund um das Denkmalensemble bietet Raum für Gemeinschaftseinrichtungen, Kleingewerbe und Platzbereiche zum Aufenthalt. Es wird ergänzt durch einen Solitärbau in Richtung Schule, der jedoch mit den vorgesehenen Funktionen des Sonderwohnens die Potentiale eines Solitärgebäudes nicht voll ausschöpft. (...) Auch auf das Gesamtquartier bezogen erscheint das Angebot an vielfältig nutzbaren privaten Freiräumen eher gering, die Gebäudetypologie mit eingelassenen Balkonzonen auch auf den Nordseiten erscheint an diesem Ort eher fremd. Das Konzept geht qualitätsvoll mit dem vorhandenen Denkmalbestand um, schafft ein großzügiges Angebot an öffentlichen Räumen, kann aber insgesamt durch die starke Betonung der Mitte in der Ausprägung der Rand- und Übergangszonen und in seiner Strahlkraft für den Stadtteil nicht ganz überzeugen."
Die Jury zum Entwurf: "Die Verfasser schlagen eine weitgehende Arrondierung des Quartiers durch eine Blockrandschließungen und Neubildungen vor. Eine weitere Differenzierung in einzelne Baublöcke integriert den Bestand und schafft ein übergeordnetes Erschließungsnetz, welches zu einer guten Vernetzung des neuen Quartiers in die angrenzende Friedenstraße und den Musfeldplatz führt.
Durch die Auflösung der Blöcke entstehen für den Wohnungsbau gut nutzbare Baukörper, die weitgehend richtig orientiert sind. Auch die im Binnenraum entstehenden öffentlichen Plätze werden in ihrer Lage erst einmal positiv bewertet. Problematisch dagegen wird die Bearbeitung der Außenanlagen gesehen (...). Insgesamt wird die Qualität der Bebauungsvorschläge gewürdigt, die gewünschte stadträumliche Klarheit und Zuordnung wird aber bei der Durcharbeitung des Entwurfes vermisst."
Hier finden Sie das Protokoll der Jury-Sitzung für die 2. Bearbeitungsphase des Wettbewerbs zum Theisen-Gelände vom 20. November 2020 zum Download:
In der folgenden Übersicht finden Sie die sechs Teams, welche in Phase 1 des Wettbewerbs "ausgeschieden" sind:
Bis jedoch die ersten Gebäude auf dem Theisen-Areal gebaut werden, wird es noch eine ganze Weile dauern. Der Siegerentwurf ist im März sowohl der städtischen Politik als auch dem Beirat für Stadtgestaltung in Duisburg (BEST) vorgelegt worden. Im Mai 2021 hat die GEBAG ein Planungsbüro mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt, mit der geprüft wird, welche Nutzungen in den Hallen und dem Bunker oder auf dem Gelände verträglich untergebracht werden können. Die Studie soll voraussichtlich nach den Sommerferien fertig gestellt sein. Wegen der Komplexität des Verfahrens wird es vermutlich Anfang November so weit sein, dass man – in Abstimmung mit der Stadt Duisburg - über das weitere Vorgehen entscheiden kann.
Im Verlauf des weiteren Verfahrens werden der städtebauliche Siegerentwurf und die weiterhin anstehenden Schritte den Duisburger Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden. Wie eine solche Beteiligung konkret aussehen und wann sie stattfinden wird, lässt sich aktuell aufgrund der anhalten Corona-Pandemie noch nicht voraussagen. Die GEBAG informiert dazu auf Ihrer Homepage.
Die GEBAG hatte das zentral in Hochfeld in der Musfeldstraße gelegene Gelände der ehemaligen Theisen-Kabelwerke Ende 2017 gekauft. Durch diverse Zukäufe im direkten Umfeld, u. a. durch die ehemalige Feuerwache in der Heerstraße, ist die zu beplanende Gesamtfläche mittlerweile auf eine Größe von rund drei Hektar angewachsen.
Die Gebäude auf dem Gelände wurden im Jahr 1900 für einen Schlachthof errichtet und 1928 erweitert. Mitte der 1950er Jahre zogen hier die Produktionshallen der Theisen-Kabelwerke ein. Aktuell wird die Fläche hauptsächlich gewerblich genutzt. In diversen Hallen befinden sich verschiedene Lager, Werkstätten und Büros.
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