Urban Zero geht offiziell an den Start

Urban Zero geht offiziell an den Start

Haniel, greenzero.me, GEBAG und duisport gründen Projektgesellschaft | Erste Ökobilanzen kalkuliert und Teilprojekte definiert | Duisburg-Ruhrort wird enkelfähig

 

Die Initiative Urban Zero markiert den weltweit erstmaligen Versuch, ein urbanes Quartier innerhalb weniger Jahre (bis 2029) in einen Zustand zu transformieren, der keine Auswirkungen auf die Biosphäre hat. Mit dem Ziel, den Stadtteil Duisburg-Ruhrort nachhaltig zu transformieren und damit enkelfähig zu machen, geht das ambitionierte Vorhaben nun in die Umsetzung.  

Erste Überlegungen zum Vorhaben waren bereits zu Jahresbeginn in Gesprächen zwischen den Firmen Haniel, greenzero.me und HeimatERBE entstanden. Inzwischen wurden die Stadt Duisburg, alle städtischen Gesellschaften, das Land Nordrhein-Westfalen sowie zahlreiche namhafte Unternehmen und Institutionen als Partner gewonnen. Die wesentlichen Beteiligten haben eine Projektgesellschaft gegründet, an der die GEBAG 51%, duisport 10% sowie Haniel und greenzero.me jeweils 19,5% halten. Die Geschäftsführung soll Beatrice Kamper, Prokuristin der GEBAG, übernehmen. Zudem wurden bereits erste Umweltbilanzen ermittelt, Teilprojekte definiert und Konzepte erarbeitet. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit wird der Duisburger Hafen, duisport, bilden.

Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der GEBAG: „Urban Zero ist ein Pilotprojekt mit enormer Strahlkraft, ich freue mich darauf, dieses Projekt zu begleiten. Als  kommunale Wohnungsbaugesellschaft mit großer sozialer und ökonomischer Verantwortung  bringen wir die nötige Expertise mit, um den Transformationsprozess von Duisburg-Ruhrort nachhaltig mitzugestalten. Wir kennen das Quartier, die Bedürfnisse und die Besonderheiten des Bestandes und können optimal unterstützen, das Leben nachhaltiger und komfortabler zu gestalten.“

Erster Versuch, ein umweltneutrales Stadtquartier zu schaffen

Umweltneutralität geht weit über Klimaneutralität hinaus und umfasst neben Klimaschutz auch Themen wie Sicherung der Biodiversität sowie Schutz der Böden und Gewässer. Dazu sind zahlreiche Projekte geplant – sowohl in den Bereichen Urbanes und Wirtschaft als auch in den Feldern Soziales und Gesellschaft. Ziel ist es, in Balance mit der Umwelt zu agieren und damit nicht nur die Umweltbilanz der Kommune positiv zu verändern, sondern auch das Leben der Bürger:innen vor Ort zu verbessern – mit Grünflächen und Freizeitangeboten, nachhaltigen Energielösungen und Fördermitteln. Als zentrale Anlaufstelle dient ein Bürgerbüro, das bis Mitte 2023 etabliert werden soll.  

Dr. Dirk C. Gratzel, Gründer von GREENZERO: „Ruhrort umweltneutral weiterzuentwickeln ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Denn Umweltneutralität bedeutet, alle mit den Methoden der ökologischen Bilanzierung messbaren Umweltwirkungen des Quartiers zu erfassen, sie schnellstmöglich zu reduzieren und die nicht vermeidbaren Anteile durch ökologische Aufwertung auszugleichen, möglichst auf dem Gebiet des Stadtteils selbst. Ruhrort wird damit das erste Quartier weltweit, das keinen Verschleiß an der Biosphäre mehr verursacht.“

„Bei Haniel wollen wir erfolgreich sein, indem wir nachhaltige Unternehmen aufbauen, die eine lebenswerte Zukunft sichern. Diesen Ansatz übertragen wir nun auch auf unseren Stadtteil. Duisburg-Ruhrort wird enkelfähig! Gelingt das Vorhaben, gewinnen nicht nur die Umwelt und die Ruhrorter – sondern das Projekt kann auch international Vorbild für die Transformation urbaner Räume und Gesellschaften werden“, so Thomas Schmidt, CEO von Haniel. 

Jährliche Umweltkosten bei einem dreistelligen Millionen-Eurobetrag

Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg: „Duisburg-Ruhrort ist ein Wirtschaftsstandort, der auf der einen Seite von der Industriekulisse und dem Hafen, auf der anderen Seite aber auch durch den Zusammenfluss von Rhein und Ruhr und seine Naturräume geprägt wird. Gerade diesen Stadtteil nachhaltig zu gestalten, ist ein große Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen wollen.“

In der ersten Projektphase ermitteln derzeit Umwelttechniker:innen und Expert:innen für Ökobilanzierung – begleitet von der TU Berlin – die laufende Umweltwirkung von Duisburg-Ruhrort (City-LCA). Der Analyseprozess geht von ersten Screenings auf Basis von Sekundärdaten über den Aufbau von Rechenmodellen mit Ruhrorter Primärdaten zügig voran. Anschließend werden die Umweltwirkungen nach europäischen Standards monetarisiert, also in Umweltkosten (externe Effekte) umgerechnet, und liefern so die Basis für das Vorhaben. Nach ersten Hochrechnungen auf Basis von Daten aus den Bereichen Transport, Energie und Abfall werden in Ruhrort etwa rund 53.000 Tonnen Schwefeldioxid jährlich emittiert. Allein hierfür liegen die Umweltkosten bei mehr als sechs Millionen Euro jährlich. Weitere Bereiche wie Verkehr müssen noch kalkuliert werden. „Auf Basis erster Hochrechnungen gehen wir derzeit davon aus, dass die Umweltkosten in Duisburg-Ruhrort mit dem Standort des größten Binnenhafens der Welt einen dreistelligen Millionen-Eurobetrag jährlich erreichen“, sagt Dirk Gratzel.

Realisierung von mehr als hundert Einzelprojekten

Um die Umweltwirkungen in Duisburg-Ruhrort zu reduzieren, sollen in den kommenden Jahren über hundert Einzelprojekte realisiert werden. Diese Phase wird von sozial und wirtschaftlich geprägten Vorhaben begleitet, die auch die Bürger:innen mit einbeziehen. Eine umfassende Informationsveranstaltung für Stadtteilvertreter:innen und Bürgervereine ist für Herbst 2022, ein Quartiersfest für Mitte 2023 geplant. Ziel ist es, die Transformation gemeinsam mit der ansässigen Gesellschaft zu gestalten. Negative Umweltwirkungen, die nach 2029 weiterhin unvermeidbar sind, sollen kompensiert werden. Hierzu erfassen bereits jetzt Ökologen, Landschaftsökologen und Biologen den ökologischen Zustand von Duisburg-Ruhrort. Sie identifizieren dabei auch Flächen und Systeme, an denen ein ökologischer Mehrwert geschaffen werden kann; darunter Häuser, Fassaden, Dächer, Wege, Brachen, Industrieeinrichtungen und Fließgewässer. „Auch wenn noch ein weiter Weg vor uns liegt, ist die Initiative eine einzigartige Chance für Duisburg, Vorbild für andere urbane Räume zu sein“, sagt Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg.   

Ein zentraler Bestandteil des Projektes wird auch die nachhaltige Entwicklung des Hafens sein: „Als größter Binnenhafen der Welt, dessen Anteilseigner zu zwei Dritteln das Land NRW und zu einem Drittel die Stadt Duisburg sind, erfüllt duisport eine zentrale Funktion zur Daseinsvorsorge. Über unsere Logistikdrehscheibe werden Wirtschaft und Bevölkerung mit Materialien und Verbrauchsgütern versorgt. Aber wir muten den Bürgerinnen und Bürgern in Duisburg – und speziell in Ruhrort – auch einiges zu. Ein Hafen erzeugt Lärm sowie weitere Emissionen und zieht Lkw-Verkehre an. Deshalb ist es uns ein ganz besonderes Anliegen, zu zeigen, dass Logistik und Klimaschutz keine Gegensätze sein müssen. Urban Zero ist ein zukunftsweisendes Leuchtturmprojekt, das seine Strahlkraft weit über Duisburg hinaus entfalten wird“, so duisport-CEO Markus Bangen.

Über Urban Zero

Urban Zero markiert den weltweit erstmaligen Versuch, ein urbanes Quartier – Duisburg-Ruhrort – in wenigen Jahren (bis 2029) in vollständige Umweltneutralität, also einen die Biosphäre nicht länger belastenden Zustand, zu transformieren. Umweltneutralität bedeutet in diesem Zusammenhang, alle mit Methoden der Ökobilanzierung messbaren, potenziellen Umweltwirkungen des Quartiers zu erfassen, diese maximal zu reduzieren und in ihren, ab 2029 noch weiterhin unvermeidlichen Anteilen, möglichst auf Ruhrorter Siedlungsgebiet zu kompensieren. 

Erste Überlegungen zu dem Vorhaben sind zwischen den Firmen Haniel, greenzero.me und HeimatERBE Anfang 2022 entstanden. Anschließend wurden die Stadt Duisburg, alle städtischen Gesellschaften, das Land Nordrhein-Westfalen sowie zahlreiche namhafte Unternehmen und Institutionen als Partner gewonnen. An der im August 2022 gegründeten Projektgesellschaft sind die GEBAG mit 51%, duisport mit 10% sowie Haniel und greenzero.me jeweils mit 19,5% beteiligt. 

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