Von der Volkswirtin zur Nachhaltigkeitsmanagerin

Juten Tach, Kathrin Manthei

Die Nachhaltigkeitsmanagerin über aktuelle Herausforderungen, politische Vorgaben und Nachhaltigkeit im Alltag

Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach sagte einmal: „Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.“ Dies gilt in unseren heutigen Zeiten wohl mehr als je zuvor: Unser Handeln hat einen Einfluss auf die Welt, in der wir leben. Ressourcenverbrauch, erneuerbare Energien, nachhaltiges Leben – all diese Themen sind Teil unseres täglichen Lebens geworden. Nachhaltigkeit ist auch das große Thema, das Kathrin Manthei täglich beschäftigt. Seit einem Jahr ist die 43-Jährige für das Nachhaltigkeitsmanagement bei der GEBAG zuständig.

Kathrin Manthei hat in Bonn VWL studiert – ein Studiengang, den man vielleicht nicht sofort mit Nachhaltigkeit in Verbindung bringt. Doch Kathrin Manthei verdeutlicht: „Die Disziplinen liegen gar nicht so weit auseinander. Der Volkswirt hat schon von Grund auf einen nachhaltigen Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge: Anders als der Betriebswirt richtet sich der Fokus nicht so sehr auf die Gewinnmaximierung eines einzelnen Unternehmens, sondern eher auf die Gesamtgesellschaft, und das ist eigentlich eine typisch nachhaltige Denkweise.“ Nach einer Station in Marktforschung und -entwicklung „hat mich mein Weg wieder zurück zur Uni geführt, wo ich nach einer Postdoc-Stelle zunächst eine Professur an der Fachhochschule in Neuss übernommen und dann in den letzten Jahren in Köln einen Studiengang in Nachhaltigkeitsmanagement entwickelt und geleitet habe.“ Wie es dann zum Wechsel zur GEBAG kam? „Mit der Zeit ist in mir der Wunsch gereift, wieder zurück auf die Unternehmensseite zu wechseln – und da kam die Möglichkeit, das Nachhaltigkeitsmanagement bei der GEBAG auf- und auszubauen, genau richtig. Und ich habe den Schritt noch keine Sekunde bereut! Hier ist meine Arbeit deutlich praktischer und auch dynamischer, das macht wirklich Spaß.“

Das Thema Nachhaltigkeit hat viele Facetten – dabei geht es nicht nur um die Frage nach Recyclingpapier oder um erneuerbare Energien. Wo fängt man denn an, wenn man beginnt, bei einem Unternehmen das Nachhaltigkeitsmanagement zu strukturieren? „Wir müssen natürlich priorisieren und können nicht überall gleichzeitig anfangen – das würde nur im Chaos enden“, lacht Kathrin Manthei. „Eines der großen aktuellen Themen ist der ‚Klimapfad‘, an dem wir arbeiten. Per Gesetz sollen alle Gebäude in Deutschland bis 2045 klimaneutral betrieben werden – also ohne klimaschädliche Auswirkungen. Der Klimapfad bildet eine Entscheidungsgrundlage, um zu beurteilen, wann wir welche Maßnahmen im Sinne der Klimaneutralität umsetzen, das betrifft unter anderem die Heizungstechnik, Dämmung unserer Häuser, die Dächer sowie Türen und Fenster. Wann müssen wir was austauschen? Welche Technik setzen wir ein? All diese Entscheidungen treffen wir auch mit Blick auf 2045“, erklärt die studierte Volkswirtin.

Das zweite große Thema ist der Nachhaltigkeitsbericht, den die GEBAG ab dem Jahr 2026 veröffentlichen muss. Hierfür müssen von Kathrin Manthei und ihren Kollegen viele Kennzahlen erhoben werden, die alle – mehr oder weniger offensichtlich – mit dem Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen zusammenhängen. Dabei geht es beispielsweise um den Gesamtenergieverbrauch, um erzeugte Emissionen oder um den Anteil von recycelbaren (Bau-)Materialien, aber auch um „weiche“ Themen wie Unternehmenskultur und -führung, die Mitarbeiterfluktuation oder Gleichbehandlung – insgesamt müssen über 1.000 Indikatoren erhoben werden.

Es wird deutlich, wie tief Kathrin Manthei in der Materie drinsteckt, wie begeistert sie vom gesamten Thema ist – da drängt sich ja förmlich eine Frage auf: Wie lebt eine Nachhaltigkeitsmanagerin privat? Zu 100 Prozent nachhaltig, ohne Müll, ohne CO2-Emissionen? „Ich versuche mein Bestes, aber ich bin sicherlich auch nicht perfekt“, lacht die Mülheimerin. „Wir sind eine Patchwork-Familie mit insgesamt fünf Kindern und wir produzieren natürlich Müll! Und ich lebe zum Beispiel nicht vegetarisch oder vegan, wenngleich ich schon immer recht wenig Fleisch gegessen habe. Aber wir haben eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und ich fahre auch ein E-Auto. Zum nachhaltigen Leben gehören für mich auch Online-Marktplätze: Man muss schließlich nicht alles neu kaufen, vieles ist auch gebraucht noch wunderbar in Schuss.“

Wie sehr kann der Einzelne denn überhaupt dazu beitragen, die Erderwärmung zu verlangsamen? „Natürlich ist jeder Beitrag wichtig, alles, was wir tun können, um nachhaltiger zu leben, ist ein richtiger Schritt. Allerdings darf man nie vergessen, dass in der Industrie die wirklich großen Verbräuche entstehen, dort könnte wirklich etwas bewegt werden. Da geht es um größere Themen, wie beispielsweise grünen Wasserstoff oder im Fall von Duisburg auch um eine nachhaltige Stahlproduktion. Natürlich sollte man sich nicht darauf ausruhen und nur mit dem Finger auf andere zeigen – und sicher kann jeder auch im Kleinen etwas bewirken!“ Wie sich Nachhaltigkeit im Alltag umsetzen lässt, zeigen die Tipps im Infokasten.

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