0 Uhr. Neonlicht. Linoleumböden. Lange Gänge mit vielen Türen. In der Notaufnahme, wo es tagsüber zugeht wie am Bahnhof, ist jetzt alles still. Zumindest im Moment. Denn die Ruhe kann schnell wieder vorbei sein. „Hier ist nichts planbar. Im Nachtdienst wissen wir nie, was auf uns zukommt“, sagt Maleen Ring.
Die 29-Jährige arbeitet als Assistenzärztin an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Evangelischen Krankenhauses Duisburg-Nord. Bis zu sechs Mal im Monat macht sie den Nachtdienst in der Notaufnahme. Dann ist sie 24 Stunden auf den Beinen. „Klar, unser Job kann anstrengend sein“, sagt Maleen Ring, „trotzdem habe ich es noch nie bereut, dass ich mich für die Chirurgie entschieden habe.“
Blaulicht und Tatütata. Wenn ein Krankenwagen vorfährt, ist Maleen Ring zur Stelle. Heute hat sie in sechs Stunden bereits elf Notfälle betreut. Darunter ein Küchenmesser im Unterarm, eine gebrochene Hüfte und eine akute Gallenblasenentzündung. An anderen Tagen: verunglückte Autofahrer, Arbeitsunfälle oder Hirnblutungen. „Es kommen aber auch Leute wegen eines Mückenstichs, oder weil sie einen Splitter im Daumen haben.“
Dass Maleen Ring einen Doktortitel hat, sieht man ihr natürlich nicht an. Wenn sie mit ihrem blauen Kasack und ihren Birkenstock-Sandalen in der Notaufnahme unterwegs ist, wird sie von der überwiegenden Mehrzahl der Patienten mit „Schwester!“ angesprochen. Und tatsächlich: Maleen Ring gehört einer Minderheit an. Die Chirurgie ist eine männliche Domäne. In keiner anderen medizinischen Disziplin gibt es weniger weibliche Ärzte.
Doch wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg: Schon früh wusste Maleen Ring, dass sie Ärztin werden möchte. In der Schule mochte sie den Biologie-Unterricht. Außerdem wollte sie mit Menschen arbeiten. Als sie später im Medizin-Studium zum ersten Mal in einem OP-Saal stand, war ihr Berufswunsch endgültig klar: „Chirurgie ist Handwerk, im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Maleen Ring. „Wir können den Menschen mit bloßen Händen helfen.“
Dann, eine Rückfrage bei Magdalena Bartoschek: „Wie läuft’s heute Nacht?“, Antwort: „Eigentlich ruhig“. Die Medizinisch-Technische Assistentin hat seit Dienstbeginn zwei Patienten mit dem CT-Gerät untersucht. Der erste Patient klagte über starke Kopfschmerzen, danach ging es um eine einseitige Gesichtslähmung.
Nachtdienst schweißt zusammen. Wenn die Stadt schläft, sind Maleen Ring und ihre Kollegen hellwach. Zu Beginn der Schicht gab es heute einen Döner im Pausenraum. Dazu eine Fanta. Der Zucker aus der Limonade liefert der Ärztin die nötige Energie für die Nacht. Ebenso wie Adrenalin! „Wenn ein Notfall reinkommt, ist man augenblicklich fit“, sagt Maleen Ring. „Das ist echt erstaunlich.“
Jetzt sitzt die 29-Jährige vor einem Bildschirm und betrachtet Röntgenbilder. Gegenüber ist der „Schockraum 1“ – hier landen Menschen, die als Notfall eingeliefert werden. Wenn es ernst wird, werden Alarme ausgelöst, Telefone der diensthabenden Ärzte klingeln: „Da steht jeder sofort senkrecht im Bett“, sagt Maleen Ring.
Wenn die Ärztin am Morgen nach einem langen Dienst nach Hause kommt, schläft sie bis zum Nachmittag. Dann springt ihr Wecker an. „Aufstehen, obwohl man noch müde ist, das muss sein“, sagt Maleen Ring, „Freunde treffen, einen Kaffee trinken gehen – das ist ein wichtiger Ausgleich zum Job.“
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