Mystisch & gruselig – Duisburgs einzige unterirdische Gruft
Unsere Reise in den Untergrund beginnt in Neudorf. Die unterirdische Grabanlage der Familie Böninger, die zu den altehrwürdigen Patriziergeschlechtern Duisburgs gehört, wurde vor rund 150 Jahren von Tabakfabrikant Carl Friedrich Böninger errichtet. Sie befindet sich auf dem Alten Friedhof Sternbuschweg und zieht durch ihr imposantes Erscheinungsbild und die zentrale Lage viele Friedhofsbesucher in ihren Bann. Leider konnte ein Großteil der hinter den 24 Gräbern versteckten Schicksale bis heute nicht eindeutig historisch geklärt werden. Das macht die sich um die Gräber rankenden Geschichten aber nicht weniger mystisch oder spannend. Im Gegenteil!
So manche Geschichte aus der Gruft regt bis heute die Fantasie der Besucher an: Carl Friedrich Mario Böninger, vermutlich ein Sohn oder Enkel des Erbauers, starb 1880 mit nur 17 Jahren. An ihn erinnert eine Marmorbüste am Ende der Gruft, die unter den schlichten Grabplatten der übrigen Gräber heraussticht. War er der Lieblingssohn oder hat er etwas Besonderes vollbracht? Wir wissen es nicht… Ein anderes Grab gehört Käthi Böninger, wohl eine zeitlebens ledig gebliebene Tochter. Sie starb 1937 mit 79 Jahren auf hoher See vor Singapur, wie man auf der Grabstätte lesen kann. Genaue Hintergründe sind nicht überliefert, lassen Sie Ihrer Fantasie also freien Lauf!
Zwei der vier Kammern der seit 1990 im Besitz der Stadt Duisburg befindlichen Gruft wurden vor zehn Jahren aufwändig saniert, die anderen beiden absichtlich im alten Zustand gelassen, um den Unterschied zu verdeutlichen. Die Gruft ist nicht immer zugänglich, um Vandalismus zu vermeiden. Wer selbst auf mystische Spurensuche gehen möchte, sollte sich vorher bei der Friedhofsverwaltung informieren.
Kostet keinen Eintritt – ein „echter Richter“ in der U-Bahn
Weniger mystisch, aber dennoch absolut sehenswert, wenn es um Duisburgs Untergrund geht, ist natürlich auch die U-Bahn unserer Stadt, auch wenn man gar nicht U-Bahn fahren möchte. Oder hätten Sie an einer U-Bahn-Station einen echten Richter vermutet? Gerhard Richter, einer der am teuersten gehandelten Künstler unserer Zeit hat 1988 gleich mehrere Wände auf mehreren Etagen gestaltet. Das wissen viele nicht (es ist schließlich auch nirgends zu lesen in der Station), ist aber wirklich so: Gemeinsam mit Künstlerin Isa Genzken gestaltete er an der Haltestelle König-Heinrich-Platz Wände und Säulen mit einer modernen, abstrakten und vielfarbigen Kunst-Darstellung. Aber auch alle anderen Duisburger U-Bahn-Haltestellen wurden von renommierten Künstlerinnen und Künstlern gestaltet. Kunstfans könnten also zur Abwechslung den Museumsbesuch auch einfach durch eine Duisburger U-Bahnfahrt ersetzen.
Der U-Bahn-Bau startete 1975 und veränderte das Bild der Königstraße maßgeblich, die sich früher Autofahrer, Straßenbahnen und Fußgänger noch teilen mussten. 1992 konnte die unterirdische Strecke dann mit einigen Jahren Verzögerung eröffnet werden und die City wurde zur Fußgängerzone. Mehr als ein Jahrzehnt prägten so zuvor Baugruben und Verkehrsumleitungen das Stadtbild. Viele Duisburger über 30 dürften daher nicht nur freudige Erinnerungen an diese Zeit haben. Für stadthistorisch Interessierte war der U-Bahn-Bau allerdings von Anfang an ein Gewinn: Immer wieder kamen im Zuge der Bauarbeiten außergewöhnliche Fundstücke ans Tageslicht, beispielsweise die archäologische Zone mit der mittelalterlichen Markthalle.
Aber nicht nur die Ausgrabungen mittelalterlicher Funde wurden parallel zum Bau der U-Bahn betrieben: In den 1980er-Jahren wurde in der Nähe des U-Bahnhofes König-Heinrich-Platz ein Zivilschutzraum für 4500 Personen errichtet, der vor Angriffen während des Kalten Krieges schützen sollte. Mit Fertigstellung in den 1990er-Jahren war es dafür dann allerdings zu spät - der Kalte Krieg war längst Geschichte. Ähnliche Anlagen, damals allerdings als unterirdische Bunker-Krankenhäuser konzipiert, finden sich übrigens auch unter dem Meidericher Herzzentrum und verborgen unter dem Landschaftspark Nord – sie wurden jedoch nie fertiggestellt.
Geisterbahnhof Angerbogen
Der dritte Kandidat unserer unterirdischen Duisburger Geschichten befindet sich im Süden der Stadt: der Geisterbahnhof in Huckingen. Er stammt aus den 1970er-Jahren, als hier ein großer neuer Stadtteil mit Hochhaussiedlungen und neuem Uni-Campus geplant war. Die Trabantenstadt wurde letztendlich nie umgesetzt, der Bahnhof daher unnötig und ungenutzt. Die U 79 fährt zwar durch, hält aber nicht; das soll laut Stadtverwaltung auch so bleiben. Eine Besichtigung der unterirdischen Anlage ist aber selbst für „Urban Explorer“ nicht möglich, denn die Eingänge sind zugemauert. Für Interessierte finden sich jedoch im Internet einige spannende Video-Beiträge.
Telefon: 0203.6004-0
Zum Kontaktformular