Der „Tönnekesdrieter“ und seine Entstehung ist eng verbunden mit der Lage und Größe des Stadtteils Ruhrort: Ruhrort entstand im 14. Jahrhundert aus einer Rheinbettverlagerung, zunächst als Insel, später zwar mit Anschluss an das rechtsrheinische Ufer, aber ohne Möglichkeit zur räumlichen Erweiterung des Stadtteils. Die Lebensverhältnisse des damals aus circa 500 Einwohnern bestehenden Vorläufers des heutigen Hafenstadtteils waren eine Katastrophe, es war eng und im wahrsten Wortsinn „stinkig“: Ställe für die Viehhaltung befanden sich aufgrund des wenigen Platzes in den kleinen Hinterhöfen der Wohnhäuser, teils gar in den Kellerräumen. Dung und Gülle wurden einfach auf die zum Rhein abfallenden Straßen gekippt, hinzu kamen die Abwässer sämtlicher Häuser – denn eine Kanalisation gab es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht. Ein weiteres Problem: die regelmäßigen Hochwasser. So stand bei hohem Rheinpegel die wörtliche „Jauchebrühe“ oft wochenlang in den Gassen der Stadt – heute völlig undenkbar!
Was es jedoch wahrlich nicht besser machte, war die Angewohnheit vieler Ruhrorter, ihr Geschäft in einem kleinen Fass zu verrichten, welches im Hof versteckt wurde – in einem „Tönneken“ eben, kleverländische Mundart für eine kleine Tonne. War das Tönneken voll, wurde es einfach in den Hafen gekippt. Das wurde im Laufe der Jahre zwar verboten, die Tonnen wurden regelmäßig abgeholt und auf den Feldern verteilt, doch die Ruhrorter leerten ihre „Tönneken“ nach wie vor auch gerne heimlich weiter in den Rhein – so sparte man sich auch lästige Gebühren für die Abholung.
Im Jahr 1900 kam es dann schließlich im „Eingemeindungs-Streit“ zwischen den Ruhrortern und den Meidericher Bürgern zu dem unrühmlichen Spitznamen für die Einwohner des südlicheren Stadtteils: Die Ruhrorter schimpften die Meidericher „Meierksche Hähne“ – und die antworteten prompt mit dem „Ruhrorter Tönnekesdrieter“, Mundart für „Tönnchen-Scheißer“...
Der Streit mit den Meiderichern ist natürlich längst beigelegt – bis heute erinnert allerdings noch ein Bronze-Relief an den Zwist, das seit 1990 in der Ruhrorter Altstadt zu finden ist. Ein weiteres „Denkmal“ wurde dem ursprünglichen Schimpfwort von der 1. Ruhrorter Karnevalsgesellschaft Weiß-Grün von 1950 e.V. gesetzt: Sie verleiht den Tönnekes- D'Ritter-Orden, der nur an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich um die kulturelle und heimatliche Brauchtumspflege, insbesondere des Hafenstadtteiles, verdient gemacht haben. Einer der bekanntesten Ordensträger ist übrigens der ehemalige Oberbürgermeister unserer Stadt – Josef Krings.
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