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Viele Wege führen übers Wasser

Geschichte(n) von Duisburgs Fähren

In einer Stadt, die der Rhein auf einer Länge von fast 38 Kilometern durchfließt, stellt sich wohl von jeher die Frage, wie man die Uferseite wechselt. Duisburg, heute aufgrund der Vielzahl von Brücken liebevoll „das Venedig des Ruhrgebiets“ genannt, bekam seine erste Brücke über den Rhein allerdings erst 1873 – die Eisenbahnbrücke Hochfeld-Rheinhausen. (Falls Sie die Geschichte noch nicht kennen: Werfen Sie gern mal einen Blick in die tach. 01-2022!) 

Wie wurde aber vorher der Fluss gequert? Wir blicken zurück ...

Von der Hansestadt zum größten Binnenhafen der Welt

Der Rhein spielt seit über 1000 Jahren eine große Rolle in der Geschichte unserer Stadt: Ausgrabungen belegen eine römische Präsenz im heutigen Stadtgebiet zur Sicherung des Rheinübergangs bereits für das 5. Jahrhundert. 883 gilt als das älteste gesicherte Datum der Stadtgeschichte mit einem historisch belegten Wikingerüberfall auf Duisburg – natürlich kamen die Krieger aus dem hohen Norden über den Fluss.

Im Jahr 1407 wird Duisburg dank seiner strategischen Lage direkt am Fluss in die Hanse aufgenommen und profitiert in den folgenden Jahrhunderten vom Handel über den Rhein. 1716 wird in Ruhrort ein Hafen gegründet, aus dem sich in der Folge der heutige Binnenhafen entwickelt. Der Hafen ist heute der größte Binnenhafen Europas – rechnet man alle öffentlichen und privaten Anlagen dazu, ist er sogar der größte der Welt. Ab dem 17. Jahrhundert bekam die Lage am Rhein maßgebliche Bedeutung für die Duisburger Wirtschaft. Wenn die erste Brücke über den Fluss jedoch erst im 19. Jahrhundert gebaut wurde – wir gelang die Rheinquerung die vielen Jahrhunderte zuvor?

Von der „halben“ zur „ganzen Fähre“ 

Viele hundert Jahre verbanden so Fähren die Ufer des Rheins, zuerst nur mit reiner Muskelkraft, später auch motorbetrieben. Die Fährverbindung zwischen Friemersheim und Wanheim fuhr ab ca. 1573 als „halbe Rhein- und Angerfähre“ von einem Ufer zum anderen. Aber nicht etwa mit einer halben Fähre; der Name ist der Tatsache geschuldet, dass die Fährverbindung damals zwei Unternehmen sicherstellten, die je eine Fahrrichtung betrieben. Das wurde dann erst Mitte des 18. Jahrhunderts hinfällig: Der rechtsrheinisch ansässige Betreiber wurde durch eine geschickte Einheirat auf linksrheinischem Boden Pächter und Betreiber beider Fahrtrichtungen – und so wurde einer halben Fähre eben wieder eine ganze …

Der Fährbetrieb fiel dann später dem Ersten Weltkrieg zum Opfer. Ab 1925 sollte dieser als „Hucks‘ Bötchen“ aber wieder aufleben. Der Wanheimer Wilhelm Hucks bot mit seinem motorbetriebenen Fährboot vor allem Krupp-Arbeitern zwischen 1925 und 1936 die Möglichkeit, über den Rhein zu ihrem Arbeitgeber nach Rheinhausen überzusetzen. Am Wochenende genossen viele Familien aus dem Duisburger Süden die Möglichkeit, auf diese Art Ausflüge ins idyllische Friemersheim unternehmen zu können. 1936 wurde der Fährbetrieb aufgrund der hohen Kosten eingestellt. 

Ein einzigartiger Job – Duisburgs letzter Fährmann

Seit 1958 pendelt das letzte Fährschiff Duisburgs zwischen Duisburg-Walsum und Rheinberg-Orsoy. Die Fähre wurde ursprünglich für den Bergbau Walsum geplant: In Rheinberg sollte ein neuer Schacht entstehen, die Bergarbeiter sollten so schnell und einfach über den Rhein gelangen. Der Schacht wurde zwar nie realisiert – die Fähre aber blieb. Dirk Nowakowski, Duisburgs einzigartiger Fährmann, setzt jährlich ca. 100.000 Autos und natürlich unzählige Fahrradfahrer über den Rhein. Tiefschürfende Gespräche sind allerdings nicht drin: Die Überfahrt dauert je nach Wetter und Hochwasser-Lage nur drei bis sieben Minuten. „Manche meckern, wenn es zu schnell geht“, verriet Nowakowski zuletzt in einem Interview der WAZ. Kein Wunder: „Hier entschleunigt einfach alles“ – manche Pendler sprechen gar von einer „kleinen Kreuzfahrt“, die sie jeden Tag zweimal mit der Fähre unternehmen. „Wenn Schulklassen an Bord sind, fahre ich langsamer oder drehe einmal. Es geht schließlich auch darum, Spaß zu haben.“

Jedoch: Ewig wird Dirk Nowakowski nicht mehr über den Rhein schippern. Sollte sich in einigen Jahren kein Nachfolger finden, gibt es natürlich viele alternative Möglichkeiten, den Rhein zu queren – aber es geht auch eine ganz besondere Ära in Duisburg zu Ende …

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