Arktische Kälte und Glockenklänge vor Weihnachten. Wer denkt da nicht an Rentiere, die einen Schlitten mit Geschenken vollbepackt durch den pulvrigen Schnee ziehen. Mal abgesehen vom vermutlich fehlenden Schnee, wollen die elf Rentiere im Zoo Duisburg gar nicht auf Reisen gehen. Gut versorgt von den Tierpflegern findet die Herde am Kaiserberg auf ihrer bewaldeten Anlage reichlich Platz.
Martin Albertz, seit 43 Jahren Tierpfleger, kennt die Rentierfamilie des Zoos ganz genau. Zahlreiche Jungtiere hat der erfahrene Tierpfleger bereits aufwachsen sehen. „Wird der Nachwuchs aber groß, verlässt er aber die Gruppe und wird dann regelmäßig an befreundete Zoos abgegeben“, erzählt Alberts. Der Tierpfleger hängt mit voller Leidenschaft an seinem Beruf, schätzt die Ausgeglichenheit und unglaubliche Ruhe seiner Schützlinge. „Die werden im Zoo verwöhnt und können täglich mit ihrer Leibspeise rechnen“. Moosflechte, die bevorzugte Nahrung der Rentiere, wird extra aus dem hohen Norden importiert. Am Vorabend eingeweicht, wird sie am nächsten Morgen maulgerecht serviert. „Einige Zoobesucher kennen das Moos sogar – von ihrer Modelleisenbahn. Denn eingefärbte Moosflechte wird zum Bau der künstlichen Miniaturlandschaften verwendet“, berichtet Albertz.
Aber nicht nur fluffiges Moos steht auf dem Speiseplan von Familie Rentier. Mit Laub und Pellets, die wichtige Spurenelemente enthalten, sowie Heu ist der Speiseplan für die genügsamen Wiederkäuer komplett zusammengestellt. Die Tiere, die in Nordeuropa in großen Herden leben, sind für extreme Temperaturen bestens gerüstet. „Sie haben ein unglaublich dichtes Fell, das sich leicht teigig anfühlt“, sagt der 57-Jährige. Eine Anpassung an den Lebensraum. Alberts: „Bei Regen schütteln die sich zweimal und sind schon wieder trocken.“ Die Klauen vergleicht der Tierpfleger mit eingebauten Schneeschuhen. Die beiden vorderen spreizen sich und garantieren einen sicheren Tritt bei weichem Untergrund. Die beiden hinteren hingegen dienen als Stütze. In der Wildbahn sind die Klauen auch ideale Werkzeuge und werden beim Scharren nach Nahrung eingesetzt.
Und auch das Geweih der nordischen Herdentiere ist besonders. „Rentiere sind die einzigen Hirsche, bei welchen auch die Weibchen ein Geweih tragen“, erklärt Albertz. Einmal im Jahr verlieren die Tiere ihre zwei Geweihstangen, die zumindest bei den Männchen ein stattliches Gewicht erreichen. „Bei ihnen kann eine Stange locker über zehn Kilo wiegen“, weiß Martin Albertz. Während die stattlichen Bullen ihren Kopfschmuck schon im Dezember verlieren, stoßen die Weibchen ihr Geweih immer erst im Frühjahr ab. Binnen weniger Monate wächst dann ein Neues heran, welches die Tiere zum Austragen der Rangordnung, Suche von Nahrung und auch zur Verteidigung nutzen.
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