Jeden Tag wollen im Duisburger Zoo viele, viele hungrige Mäuler gefüttert werden – und die 5.000 tierischen Bewohner haben natürlich auch noch alle spezielle Vorlieben! Das klingt nach einer logistischen Meisterleistung – und die überwachen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wirtschaftshofes. Er ist das zooeigene Logistikzentrum, in dem das Futter gelagert, gekühlt und zum Teil auch vorbereitet wird und somit das Herzstück für die Versorgung der Tiere am Kaiserberg. Bereits um sechs Uhr sind die Mitarbeitenden auf den Beinen. Unzählige Kisten voller Obst und Gemüse, säckeweise Pellets und Spezialfutter werden mit dem Radlader in die einzelnen Reviere transportiert. Erscheinen die übrigen Tierpflegerinnen und Tierpfleger zum Dienst, steht das Futter schon bereit, das am Tag zuvor bestellt worden ist.
Tiefgefrorene Blätter für Afrikanische Affen
Berge von frischem Obst, knackigem Gemüse, Fleisch und tiefgekühltem Fisch lagern in den insgesamt neun Kühl- und Tierkühlräumen des Wirtschaftshofes. Pro Woche werden ungefähr 540 kg Sackfutter, 300 kg Fleisch und 380 kg Fisch benötigt. Letzterer wird in einem Tiefkühlraum wird bei ca. -20 Grad für Pelikane, Brillenpinguine und Seelöwen gelagert. Über Nacht tauen die Portionen für die Fischfresser dann schonend in Edelstahlbecken auf, um am nächsten Tag verfüttert zu werden. Auch verschiedene Laubsorten und ganze Maiskolben, die im Sommer geerntet worden sind, werden kistenweise schockgefrostet und eingelagert. Vor allem die Bärenstummelaffen, eine afrikanische Affenart, sind auf Blattfutter spezialisiert und können so auch im Winter artgerecht ernährt werden. Besondere Ernährungsgewohnheiten haben auch die Rentiere: Ihr geliebtes Moos wird getrocknet und palettenweise aus Skandinavien angeliefert. Mit Wasser eingeweicht, erhält es wieder seine fluffige ursprüngliche Konsistenz. Mit Moos können die Tiger und ihre „Raubtier-Kollegen“ wahrlich wenig anfangen – für sie sind die großen Fleischteile bestimmt, die beispielsweise von der Decke des Kühlraums baumeln. Das Fleisch wird über Rohrbahnen, die unter der Decke verlaufen, direkt vom Kühltransporter abgeladen. Über Weichen geht der Weg entweder in den Portionier- oder Kühlraum oder in den Tiefkühlbereich.
Alfonso schmecken gekochte Kartoffeln
In der modernen Industrieküche des Wirtschaftshofs kochen in großen Töpfen Gemüse, Reis und Kartoffeln. Die stärksten Abnehmer der Hausmannskost sind die Pinselohrschweine. Aber auch Tapirmännchen Alfonso bekommt die leicht zu kauenden gekochten Knollen: Im fehlt manchmal der sprichwörtliche Biss – altersbedingt hat der Senior nicht mehr alle Zähne. In der freien Wildbahn könnte das für Alfonso echte Gefahr bedeuten – im Zoo ist das jedoch kein Problem, der Futterplan wird an die individuellen Bedürfnisse der tierischen Bewohner angepasst. Äpfel, Sellerie, Salat, Kartoffeln – die Einkaufsliste an Obst und Gemüse ist insgesamt lang und zeigt, wie groß der Appetit der tierischen Bewohner ist. Ganz besonders hoch ist der Bedarf an Möhren. „Pro Woche“, weiß Revierleiter Richard Luhmer, „vertilgen unsere Schützlinge rund 840 kg Möhren. Dazu kommen ungefähr 140 kg Äpfel, 160 kg Rote Beete und 230 kg Knollensellerie“. Riesengroß ist der Appetit der Seekühe: Täglich verzehren die Manatis, wie Seekühe auch genannt werden, allein den Inhalt von 12 Kisten Salat. Dazu kommen verschiedene Kohl- und mundgerecht geschnittene Gemüsesorten. Auch Pellets stehen auf dem Speiseplan der Seekuh-Brüder Manfred und Pablo.
Mit dem neuen Wirtschaftshof in die Zukunft
Im Wirtschaftshof des Zoos lagert ausschließlich Futter höchster Qualität und das bei sehr hohen Hygienestandards. „Hygiene und Ordnung sind elementar“, sagt Richard Luhmer, der gemeinsam mit vier Mitarbeitern für Einkauf, Organisation und Logistik verantwortlich ist. Aber nicht nur die Futterlogistik ist im Wirtschaftshof verortet: Auch Werkstätten mit den zooeigenen Gewerken, die Gärtnerei und auch die Sozialräume für die Mitarbeitenden finden sich hier. Insgesamt 5,5 Millionen Euro hat der Ersatzneubau Wirtschaftshof gekostet und ersetzt die zwischen 1948 und 1950 errichteten und energetisch nicht sanierungsfähigen Altbauten.
Von den Baukosten entfallen 5,2 Millionen Euro auf finanzielle Mittel des Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes (KIDU). Die übrigen 300.000 Euro trug der Zoo. Eingeweiht wurde der Wirtschaftshof Ende 2022 nach 18 Monaten Bauzeit.
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