Unterwegs in den Walsumer Rheinauen
Michael Kladny erblickt einen Vogel, der weit entfernt auf einem Weidezaun hockt. Er nimmt sein Fernglas in die Hand und schaut sich das Tier genauer an. „Ein Turmfalke“, sagt Kladny. Er schaut sich an, wie der Jäger minutenlang in der Luft am Deich steht und sich dann auf eine Maus stürzt. Dann setzt Kladny sein Glas wieder ab – und genießt das Naturschauspiel um ihn herum. Ein Starenschwarm hebt von einem Hügel ab und fliegt über den Deich in Richtung Rhein. Und als sich Kladny nach rechts dreht, sieht er rufende Blässgänse, die auf einer Wiese landen.
Der 61-Jährige ist unterwegs in den Walsumer Rheinauen. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich auf rund 550 Hektar. Es befindet sich im Duisburger Norden und zu einem kleinen Teil im benachbarten Dinslaken. Als Folge des Steinkohleabbaus entstanden in diesem Gebiet große Mulden, in denen sich Grundwasser sammelt. „Das schafft Bedingungen für eine große Artenvielfalt“, erklärt Kladny. Diese zeigt er Besuchern auch bei Exkursionen durch die Auenlandschaft.
Kladny hat sich dem Naturschutz in diesem einzigartigen Biotop verschrieben. Die Organisationen „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) sowie „Naturschutzbund Deutschland“ (NABU) sind in den Rheinauen sehr aktiv. Mit seinen Kollegen Johannes Meßer und Michael Schott trifft sich Michael Kladny hier regelmäßig. Die Naturschützer beschneiden Weiden und Eschen, um Nistplätze für Vögel zu schaffen. Sie fördern den Ausbau von Streuobstwiesen, die wichtige Lebensräume für Insekten sind. Und sie erfassen die Flora und Fauna.
In den Rheinauen Walsum sind mehr als 3500 Tier,- Pilz-, und Pflanzenarten beheimatet, darunter rund 233 Vogelarten und 33 Säugetierarten. Michael Kladny hat schon als Kind das Gebiet erkundet. Einen Weißstorch suchte er damals vergeblich. Doch die Zeiten haben sich geändert. Mittlerweile brüten hier acht Weißstorchpaare. Die Arbeitsgruppe des NABU und des BUND konnte durch finanzielle Unterstützung der hiesigen Wirtschaft zwölf Storchenmaste mit Weidenkörben in den Rheinauen errichten.
Es gibt aber auch Arten, deren Bestände zurückgehen – etwa der Steinkauz. Vor zehn Jahren zählten die Naturschützer rund 15 Paare, jetzt sind es nur noch zwei. Das liegt auch an den Waschbären, die in den Rheinauen ein Problem geworden sind. Die Tiere sind laut Kladny durch Menschen überhaupt erst in Deutschland ansässig geworden. Darauf sind gerade die Steinkäuze, aber auch andere Arten nicht vorbereitet. „Vielleicht bekommen wir heute trotzdem einen zu Gesicht“, sagt Kladny. Er stellt sein Spektiv auf den Boden und blickt in Richtung einer Kopfweide. Durch die Vergrößerung sieht Kladny die Höhlen im Stamm – aber keinen Steinkauz.
Er klappt das Spektiv wieder zusammen und macht sich auf den Weg in Richtung Parkplatz. Doch dann hält Kladny inne. Er hat das Krächzen eines Graureihers vernommen. Und siehe da: Der Vogel mit dem orangefarbenen Schnabel breitet seine Flügel aus und startet seinen Flug. Kladny schaut ihm hinterher: „Sowas kann man hier öfter sehen und trotzdem ist es immer wieder schön.“
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