Philip Keuten stand mitten im Leben. Er hatte einen sicheren Job, verdiente gutes Geld. Doch dann wagte er mit Anfang 30 einen Neuanfang in einer komplett anderen Branche – und, so viel sei vorab verraten, er hat es nicht bereut.
„Mein Vater hat 1990, in dem Jahr, in dem ich geboren wurde, eine Autolackiererei eröffnet. Und als ich mit der Schule fertig war, hatte er mir schmackhaft gemacht, dass ich bei ihm eine Ausbildung mache und den Betrieb dann eines Tages übernehme“, erzählt Philip Keuten.
Die Aussicht war verlockend. Der Lackier-Betrieb war im Laufe der Jahre gewachsen, die Auftragsbücher waren voll. Also entschied sich Philip Keuten dazu, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. 2013 war er mit der Lehre fertig.
„Die Arbeit als Lackierer ist ein Knochenjob“, sagt Philipp Keuten. Unzählige Stunden verbrachte er mit Overall, Atemschutz-Maske und schweren Sicherheitsschuhen in der Lackier-Kabine. Dort herrschen Temperaturen um die 40 Grad Celsius, damit die Lacke richtig einziehen. „Dann läuft der Schweiß! Aber es ist am Ende auch ein schönes Gefühl, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen.“
Irgendwann kam jedoch der Punkt, an dem Philip Keuten merkte, dass ihm der Job immer weniger Spaß machte. „Morgens saß ich nicht mehr freudestrahlend im Auto, wenn ich zur Werkstatt fuhr“, sagt er. „Aber weil ich meinen Vater nicht im Stich lassen wollte, habe ich weitergemacht.“
2021 zog Philip Keuten dann aber doch die Reißleine. Ein Kumpel hatte ihm angeboten, übergangsweise in seinem Transportunternehmen auszuhelfen. Bei seinem Vater sprang er weiterhin ein, wenn Not am Mann war. Parallel dazu überlegte der damals 31-Jährige, welchen Weg er künftig einschlagen wird.
„Ich hatte schon immer Interesse an Zahlen, und ein Freund von mir arbeitete als Steuerberater – ich hatte zwar keine genaue Vorstellung von dem Job, fand ihn aber sehr interessant.“ Künftig also Schlips statt Schutzanzug, Schreibtisch statt Sprüh-Pistole?
Philip Keuten rief bei der Arbeitsagentur an, vereinbarte einen Beratungstermin. „Da hinzugehen, war ein mieses Gefühl“, sagt er. „Ich hatte noch nie mit Geld vom Staat gelebt, und plötzlich saß ich da mit Leuten im Wartezimmer, die offen erzählten, dass sie einfach keinen Bock haben zu arbeiten.“
Doch die Beratung war ergiebig. Ab Sommer 2022 ließ sich Philip Keuten vom Kfz-Lackierer zum Steuerfachangestellten umschulen. „Da war ich 32 – und ich wusste: Ich muss Gas geben, um ein paar Jahre wieder gut zu machen“, sagt er. „Aber so bin ich: Wenn ich etwas mache, dann richtig.“
Also drückte er in einem Fortbildungsinstitut wieder die Schulbank. Er lernte vieles über Wirtschaftslehre und Rechnungslegung, über Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer.
Ein ausbildungsbegleitendes Praktikum führte ihn dann zur Steuerberatungsgesellschaft „Baumann Edom-Pomp Steuerberater PartG mbB“ im Duisburger Stadtteil Kasslerfeld. „Da hat einfach alles gepasst, die Chemie stimmte“, sagt Philip Keuten. „Natürlich war die Arbeit auch eine Umstellung. Plötzlich wurde ich auf eine ganz andere Art und Weise gefordert als in der Lackiererei.“
Vor allem machte ihm die Arbeit im Büro aber: viel Spaß. Schon bald stand fest, dass die Kanzlei dem eifrigen Praktikanten einen Arbeitsvertrag anbieten wird. Seit Anfang Juli ist Philip Keuten nun Teil des Teams.
Dieser Erfolg ist für ihn auch ein Ansporn. „Nächstes Jahr fange ich den Steuerfachwirt an“, sagt der 34-Jährige. „Dass ich damals den Mut für einen Neustart aufgebracht habe, hat sich voll gelohnt.“
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