Seelsorge für die Schifffahrt

Wir erzählen Geschichten aus der Welt des Wassers und treffen dabei einen Pfarrer

Vorsichtig wischt Frank Wessel in seinem Büro mit einem weichen Stofflappen winzige Staubkörnchen vom Miniatur-Modell der „Johann Hinrich Wichern“. Das Original-Schiff liegt an diesem Tag vor Anker. Doch schon bald geht es wieder auf große Fahrt. „Wir sind bei Wind und Wetter unterwegs“, sagt der 60-Jährige.

Der letzte hauptamtliche Binnenschiffer-Seelsorger in Deutschland

Frank Wessel ist der letzte hauptamtliche Seelsorger für Binnenschiffer in Deutschland. Im Auftrag des evangelischen Binnenschifferdienstes und der Seemannsmission in Duisburg kümmert er sich um Binnenschiffer und ihre Familien. Von Ruhrort aus bricht er auf zu Touren auf den Wasserstraßen im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland. In Summe sind das rund 700 Kilometer, von der niederländischen Grenze bis ins nördliche Rheinland-Pfalz.

Einfache Frage – große Wirkung

„Wie geht’s Dir?“, das ist stets die erste Frage, die Frank Wessel den Binnenschiffern stellt, wenn er sich ihnen mit der „Johann Hinrich Wichern“ nähert. Diese Frage hören die Menschen, die auf dem Wasser arbeiten, im Alltag eher selten. Oft geht es bei Gesprächen während der Arbeitszeit ja um ganz praktische Dinge. „Die Binnenschifffahrt ist ein durchgetaktetes Geschäft. Und Zeit ist bekanntlich Geld. Wenn mein Gegenüber aber spürt, dass ich mir bewusst Zeit für ihn nehme, weil ich mich aufrichtig für sein Befinden interessiere, ergeben sich schnell weitere Themen, über die wir sprechen.“

Seelsorge beginnt mit Zuhören

Wenn Frank Wessel morgens die Motoren der „Johann Hinrich Wichern“ anwirft, weiß er nie, was ihn im Laufe des Tages erwartet. „Das macht meinen Beruf ja so spannend und abwechslungsreich“, sagt er. Oft komme es vor, dass Seeleute ihm ihr Herz ausschütten, etwa bei Problemen im Job oder mit der Familie. „In solchen Momenten ist es meine Aufgabe, für die Menschen da zu sein und ihnen zuzuhören.“

Vom Seemann zum Seelsorger

Einst wollte Frank Wessel selbst Seemann werden. Stattdessen entschied er sich aber für ein Studium der Theologie. Als er seinen Abschluss in der Tasche hatte, erfuhr er, dass in Duisburg eine Stelle als Schiffspastor frei ist – und zögerte nicht lang. Mehr als drei Jahrzehnte ist das nun her. „Meine Arbeit lebt davon, dass ich die Leute über eine lange Zeit begleite“, sagt Frank Wessel.

Langjährige Begleiter auf dem Wasser

Viele Binnenschiffer kennt Frank Wessel tatsächlich schon aus seinen Anfangsjahren als Schiffspastor. Er hat Ehen auf seinem Kirchenschiff geschlossen und Kinder getauft. Zwei Tage pro Woche unterrichtet er im Schiffer-Berufskolleg in Homberg. „Inzwischen habe ich dort Schüler, deren Väter ich auch schon unterrichtet habe“, sagt er. „Fast alle Binnenschiffer-Azubis in Deutschland gehen in Duisburg zur Schule. Dort lerne ich sie kennen – und auf dem Wasser treffen wir uns dann wieder.“

Dir Kirche kommt zu den Menschen
Der Theologe Johann Hinrich Wichern – nach dem Frank Wessels Kirchenboot benannt ist – gilt als Begründer der Schifferseelsorge. Ihm wird die Aussage „Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche eben zu den Menschen kommen“ zugeschrieben. Frank Wessel kann es kaum erwarten, dass er mit seiner schwimmenden Kirche wieder zu den Menschen aufbricht. „Binnenschiffer machen ihren Job mit Leib und Seele. Mir geht es genauso: Ich liebe, was ich tue.“

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