Wo sich die Comic-Fans treffen

Eine Lesereise durch die Stadt

Der Neudorfer Comic-Treff ist seit Jahren eine beliebte Anlaufstelle für Fans der bunten Bildergeschichten. Unterwegs in einer Stadt, die für Lese-Freunde viel zu bieten hat.

Wo sich die Comic-Fans treffen

Oliver Schurna steht hinter dem hölzernen Verkaufstresen. Ein Kunde betritt das Geschäft. „Hey Olli“, grüßt ihn der Mann. Im Comic-Treff an der Ludgeristraße geht es formlos und herzlich zu. Oliver Schurna greift hinter sich in eines der Fächer und zieht einen Stapel Comichefte heraus.

Batman-, Avengers-, Spiderman-, X-Men- und Superman-Ausgaben landen auf dem Tresen. „Ich lese vor allem die Comics von Marvel und DC“, erklärt der Mann, als er von einem anderen Besucher des Ladens danach gefragt wird. Oliver Schurna fügt lachend hinzu: „Man kann auch nicht alles lesen und manchmal muss es ja auch normale Literatur sein.“ Sein Kunde entgegnet: „Ich bin eigentlich nur ein Comic-Freak.“ Dann verabschieden sich die beiden Männer.

In einem Monat sehen sie sich aber wieder. Denn: die meisten Menschen, die den Comic-Treff im Stadtteil Neudorf aufsuchen, sind Stammkunden. Sie kommen einmal die Woche oder einmal im Monat, um neue Hefte abzuholen. Sie ordern sie bei Oliver Schurna quasi als Abo. „Das setzt Vertrauen voraus“, sagt der 44-Jährige, weil er für seine Kunden in Vorkasse geht.

Aber bei seiner treuen Kundschaft muss sich Schurna keine Gedanken machen. Der Comic-Treff ist in Duisburg eine Institution: In den 1980er-Jahren gründete ihn Bruno Bannach, knapp ein Jahrzehnt später zog das Geschäft von Wedau nach Neudorf um. 2005 verkaufte der Gründer den Laden und seitdem gehört er zu „Comics im Ruhrgebiet“, die sechs Standorte von Duisburg über Essen und Dortmund bis Hagen betreiben. Seit 2019 ist Oliver Schurna Geschäftsführer in Duisburg, vorher arbeite er im Bochumer Comic-Laden „Little Nemo“.

Und der Duisburger Laden strahlt bis heute einen urigen Charme aus. Die mit Heften bestückten Regale sind aus Holz gefertigt. Dazwischen stehen Tische mit hölzernen Kisten, die ebenfalls mit Comics gefüllt sind. Rund 15.000 Ausgaben beherbergt der kleine Laden. Zudem finden sich hier zahllose Actionfiguren, Aufsteller und andere Devotionalien für Fans. Eine der wertvollsten Ausgaben hängt direkt an der Schrankwand neben dem Verkaufstresen: ein original „Lustiges Taschenbuch“ Ausgabe Nr. 2 von 1968. In Top-Zustand kostet es bis zu 800 Euro. „So viele seltene Ausgaben haben wir aber gar nicht“, erklärt Oliver Schurna. Der Handel mit Raritäten findet heute eher im Internet statt.

Schurna ist selbst ein Sammler und begeisterter Comic-Fan. „Für mich geht es dabei viel um Nostalgie“, sagt er. Es sind die Comics seiner Kindheit, die ihn bis heute faszinieren: Asterix, Lucky Luke, Michel Vaillant, Dan Cooper, Captain Future oder die Peanuts. Und diese Begeisterung für Comics braucht es auch, um an sechs Tagen in der Woche mit den Kunden fachsimpeln zu können.

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