Bauernhof-Idylle in der Großstadt
Der Wind weht vom Rhein herüber. Sanft streicht er durch das Laub der Eschen. Die uralten Bäume wachsen auf einer saftig-grünen Wiese. Dort haben fleißige Hände schon vor vielen Jahren eine rustikale Weidehütte errichtet. Der Boden des schattigen Unterstands ist mit frischem Stroh bedeckt. Bauernhof-Idylle in der Großstadt.
Auf diesem schönen Flecken Erde in Mündelheim leben die Lamas Camillo, Mila und Lilly sowie das Alpaka-Männchen Max. Die Tiere mit dem flauschig-weichen Fell und den großen dunklen Kulleraugen gehören Claudia Heinen (54). Vor zehn Jahren hat sie das Projekt „LamaMia“ gestartet. Seitdem empfängt sie regelmäßig Besucher auf ihrem Lamahof und bricht mit ihnen zu Wanderungen durch die Rheinaue auf.
Seit Jahren engagiert sich Claudia Heinen ehrenamtlich im Kinder- und Jugendhospizdienst und begleitet Familien mit schwerkranken Kindern. „Ich hatte immer von einem Grundstück mit einem Peter-Lustig-Bauwagen, Eseln, Ziegen und Schafen geträumt, wo die Kinder eine gute Zeit haben können“, erzählt sie. „Als ich dann hörte, dass die frühere Pächterin die Lama-Wiese abgeben will, war das meine Chance.“
Claudia Heinen fuhr nach Eltville im Rheingau. Bei einem Lama-Züchter erwarb sie ihre ersten Tiere. Im August 2013 sind sie nach Duisburg umgezogen, knapp eineinhalb Jahre später kam dann Alpaka Max hinzu. „Ich hatte mich damals sofort in diese freundlichen Tiere und ihre sanfte Ausstrahlung verliebt“, sagt Claudia Heinen. „Sie erziehen einen zur Ruhe. Man darf nicht auf sie zustürzen, man muss sich auf sie einlassen und sie langsam auf sich zukommen lassen.“
Mit den Einnahmen ihres Hofs ermöglicht Claudia Heinen auch das Projekt „Besondere Momente“ für Organisationen und Einrichtungen, die kranke oder benachteiligte Kinder betreuen. Ein Tag pro Woche ist für dieses kostenlose Angebot reserviert. „Es ist mir ein Anliegen, den Kindern und ihren Familien für ein paar Stunden Abwechslung von ihrem oft tristen Alltag anzubieten – und auch meine Tiere genießen das. Sie spüren instinktiv, wie viel Nähe oder Distanz ein Mensch braucht“.
Im Rückblick denkt Claudia Heinen manchmal, es sei „schon ein bisschen schräg“ gewesen, dass sie sich vor zehn Jahren auf das Abenteuer Lamahof eingelassen hat. „Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Arbeit das ist“, sagt sie. Mindestens eine Stunde verbringt sie jeden Tag am Stall. Sie versorgt die Tiere mit Heu und Wasser, mistet aus, säubert die Weide, stutzt Sträucher oder mäht den Rasen. Sie schert den Tieren das Fell, schneidet ihnen die Nägel und bringt sie zum Tierarzt. Ihr Mann packt häufig mit an und repariert die Zäune. Auch der freundliche Nachbar ist zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird – trotzdem ist immer viel zu tun.
Bereut hat Claudia Heinen ihre Entscheidung aber nie. „Ich genieße es, Zeit mit den Tieren zu verbringen“, sagt sie. Dann zieht sie einen Beutel aus der Tasche, „Lama-Müsli“. Als die Tiere die Leckerchen wittern, kommt Bewegung in die kleine Herde. Manche Vierbeiner drängen forsch nach vorn, andere sind zurückhaltender. „Die Tiere sehen nicht nur total unterschiedlich aus – auch in ihrem Wesen, ihrem Charakter unterscheiden sie sich sehr. Auch das macht sie so faszinierend.“
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