Unterwegs im Norden der Stadt

Der verschwundene Stadtteil

Ein Heimatforscher hält die Erinnerung an einen verschwundenen Stadtteil lebendig

Alsums Geschichte reicht bis ins 5. Jahrhundert zurück

Der Heimatforscher Hans-Joachim Meyer rollt eine historische Landkarte aus und legt sie auf die Motorhaube seines Autos. Im Hintergrund bläst einer der Hochöfen von Thyssen-Krupp gewaltige Wasserdampf-Wolken aus. „Hier befinden wir uns gerade“, sagt der 78-Jährige und zeigt mit dem Finger auf die Karte.

An diesem Ort stand einmal die Hamborner Kanuvereinigung. Unten am Rheinufer befindet sich noch ein Anleger, von dem einst Ausflugsschiffe ablegten. Nicht weit davon entfernt steht ein Schild mit dem Rheinkilometer 789. Es markiert in etwa die Stelle, wo sich der ehemalige Stadtteil Alsum befunden hat.

Alsums Geschichte reicht bis ins 5. Jahrhundert zurück. Damals siedelten sich die Franken am Rhein an. Bis zur Industrialisierung lebten die Menschen dort von Fischfang und Landwirtschaft, später war Alsum geprägt von Kohle und Stahl.

In der Blütezeit – etwa um 1925 herum – lebten im  Stadtteil etwa 3000 Menschen. Alsum hatte Gaststätten, Metzgereien, Schulen, zwei Kirchen, eine Flussbadeanstalt und sogar einen Fußballklub. 1965 endete dann die Geschichte dieses Duisburger Ortsteils – als der letzte Alsumer sein Haus verließ.

„Der Stadtteil wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört“, erklärt der Rentner, „zudem hat Thyssen weitere Grundstücke gebraucht“. Das Stahlwerk verschlang den alten Stadtteil.

Bergschäden durch die Kohleförderung taten ihr übriges. Alsum sackte fünf Meter ab. Der Stadtteil drohte zu versinken. Pläne, ihn mit einem Großpumpwerk zu retten, waren der Stadt Anfang der 1950er-Jahre zu teuer. Vier Millionen D-Mark hätte das Unterfangen gekostet. Hinzu wären noch die Kosten für die Beseitigung der Kriegsschäden gekommen. Das Geld war nicht vorhanden. So entschied sich die Politik 1954 dazu, die 253 Häuser abzureißen. „Proteste gab es kaum“, erzählt Meyer. „Die Bevölkerung hat das so hingenommen.“

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