Kaan Gümüsdag packt seine Siebensachen: Gelbe und Rote Karten steckt er in die Brusttasche, die zweifarbige Seitenwahl-Münze in den Stutzen. Trillerpfeife, Notizkarte und Stift landen in der Hosentasche. Zum Schluss schnappt sich der Schiedsrichter noch einen Fußball – und verlässt seine Kabine. „Heute pfeife ich mein 373. Spiel“, sagt er auf dem Weg zum Kunstrasenplatz des TuS Viktoria Buchholz. Was die Zahl so außergewöhnlich macht: Kaan Gümüsdag ist gerade einmal zwölf Jahre jung. Und trotzdem hat er schon reichlich Erfahrung als Schiedsrichter gesammelt.
Als Grundschulkind spielte Kaan noch Fußball. Dann bekam er eine Rote Karte – jedoch nicht wegen eines Fouls. „Die hat mir ein Schiedsrichter nach einem Spiel einfach so geschenkt“, erzählt Kaan. „Das hat mich total gefreut.“
In ihm wuchs daraufhin der Wunsch, selber mal Partien zu pfeifen. Allerdings war er noch zu jung für einen Lehrgang. Also leitete Kaan inoffizielle Spiele. Wenn Buchholzer Jugendmannschaften gegen andere Teams testeten, stand er im Schiedsrichter-Trikot auf dem Platz. Kaan lernte dabei, auch durchzugreifen.
„Einmal musste ich in einem Spiel sieben Mal Gelb zeigen – die meisten wegen Meckerns“, sagt der Realschüler. Die Rote Karte blieb bislang noch in der Tasche.
In diesem Frühjahr machte er den nächsten Schritt in seiner Laufbahn. Der Jugendliche nahm an einem Schiedsrichter-Seminar in der Sportschule Wedau teil. „Ich war mit Abstand der Jüngste“, berichtet Kaan. Er musste einen Lauftest absolvieren und Regelfragen schriftlich beantworten. Kaan bestand problemlos. Deshalb darf er sich nun das Logo vom Fußballverband Niederrhein ans Revers heften – und offizielle Spiele pfeifen.
Heute ist Kaan bei einem internen Trainingsspiel im Einsatz. Zwei Buchholzer D-Jugend-Teams treten gegeneinander an. Schon in der Anfangsphase muss Kaan ein Foulspiel in Tornähe ahnden. Es gibt Strafstoß, den ein Spieler zum 1:0 verwandelt. Beim Gegner gibt es keine Beschwerden. Kaan hat richtig entschieden.
Im Laufe der ersten Halbzeit geht ein Hagelschauer über dem Duisburger Süden nieder. Dicke Körner prasseln auf den Platz. Kaan unterbricht das Spiel, schickt die Fußballer in die Kabine. „Das war zu gefährlich“, begründet er seine Entscheidung. Nach einer halben Stunde Wartezeit verkündet der Unparteiische den endgültigen Abbruch. „Das war für mich auch das erste Mal“, verrät Kaan.
In der Kabine macht er sich Notizen auf seiner Karte und legt dann die Pfeife auf den Schreibtisch. „Am Wochenende werde ich wieder im Einsatz sein“, sagt Kaan. Er möchte weiter dazulernen, gerade bei den Abseitsentscheidungen noch sicherer werden. „Die sind für mich ganz schön knifflig“, sagt der Jung-Schiedsrichter. „Ich habe ja keine Assistenten an der Seitenlinie.“
Wenn sein Plan aufgeht, dann ist er in wenigen Jahren mit einem ganzen Team im Einsatz. Denn Kaan strebt nach dem Höchsten: „Mein Ziel ist es, in der Bundesliga zu pfeifen.“
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