Stationen der Kindheit

Die Kita Wunderland

So fröhlich, sorgenfrei und unbeschwert wie in der Kindheit wird das Leben nie wieder. Wir haben uns in Duisburg umgesehen: In Rheinhausen lauschten wir talentierten Schülern bei der Chorprobe.

Pia und ihre Freundinnen strecken ihre Arme nach oben, dann berühren sie ihre Füße. Schließlich drehen die Schülerinnen ihre Handflächen nach vorne und winken. Ihre Choreografie präsentieren die Kinder, während sie ein Lied singen. Der „Körperteil-Blues“ schallt durch die Friedenskirche im Duisburger Stadtteil Rheinhausen. Hier proben jeden Freitag bis zu 60 Kinder im Alter von sechs bis 12 Jahren mit Chorleiterin Natalie Stepniak für kommende Auftritte.

Pia gehört seit mehr als zwei Jahren zu den „Musical Kids Rheinhausen“. Sie besuchte einst mit ihrem Vater durch Zufall ein Konzert und war sofort begeistert. „Und dann bin ich zu einer Probe gegangen, und die hat mir auch super gefallen“, sagt die Neunjährige. Sie geht seitdem regelmäßig zum Chortraining, singt mit der Gruppe auf Bühnen und nimmt an Kinderfreizeiten teil. „Und ich durfte bei Auftritten auch schon ein Solo singen“, erzählt Pia.

Hennes Becker hört der jungen Sängerin aufmerksam zu. Er hat die „Musical Kids“ mit seiner Ehefrau Christa gegründet. „Wobei wir mit so einer Entwicklung nie gerechnet haben“, betont Becker. Die musikalischen Eheleute wollten lediglich ein Kindermusical inszenieren und gewannen den Pastor Mathias Mölleken aus der Gemeinde für ihre Idee. In sechs Wochen studierten sie mit Kindern „Die gefährliche Reise“ ein. Das Stück, das auf der Geschichte des barmherzigen Samariters basiert, feierte im Sommer 1998 schließlich eine erfolgreiche Premiere.

Es folgten weitere Vorstellungen. „Aber es war nie geplant, dass es nach dem Musicalprojekt weitergehen sollte“, erklärt Hennes Becker. Doch die Kinder hatten Lust auf weitere Auftritte. Und so kam es zur Gründung des Chores. Die Gruppe führte noch zwei weitere Musicals auf. „Die Schrift an der Wand“ und „Joseph, ein echt cooler Träumer“ kamen gut an beim Publikum. Aber hauptsächlich gaben die „Musical Kids Rheinhausen“ fortan Konzerte im Gospel-Stil. Die Gruppe konnte auch schon bei einem Wettbewerb überzeugen. Beim WDR-Format „Der beste Chor im Westen“ schafften es die Rheinhausener 2018 sogar ins Finale.

Es gibt mittlerweile zwei Gruppen: Pia singt bei den „Minis“ mit. Wer älter als zwölf Jahre ist, geht zur Probe der „Mukis“ – die Abkürzung steht eben für „Musical Kids“. In diesem Chor singen auch viele Erwachsene mit. Für Natalie Stepniak steht der gesamte Freitagnachmittag im Zeichen der Musik. Erst probt sie mit den Jüngeren, dann wechselt die 30-Jährige aus der Rolle der Dirigentin in die Sängerinnenrolle und probt neue Songs für die Auftritte der Großen. „Wenn ich nach einer stressigen Arbeitswoche zur Kirche komme und sehe, mit welcher Leidenschaft alle bei der Probe mitmachen, bin ich sofort gut drauf“, sagt die Chorleiterin.

Sie kündigt nun das letzte Lied des Nachmittags an. Hennes Becker setzt sich ans Klavier und spielt eine bekannte Melodie. Die Kinder stimmen die ersten Töne an, springen dann hoch und drehen sich um die eigene Achse. „Singen ist 'ne coole Sache“, heißt das Lied. Und wer die Gruppe beobachtet, erkennt sofort: Der Titel ist Programm.

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